Schutzziele der Informationssicherheit: Der praktische Leitfaden für den Schutz sensibler Daten

In der heutigen Informationsgesellschaft sind Daten weit mehr als Zahlen und Buchstaben – sie sind unverzichtbare Ressourcen für Unternehmen, Behörden und Privatpersonen. Ob geschäftskritische Produktionsdaten, Kundendatenbanken, medizinische Befunde oder strategische Planungen – Informationen sind das Rückgrat moderner Organisationen. Ihre Verfügbarkeit, Korrektheit und der Schutz vor unberechtigtem Zugriff sind entscheidend für den Geschäftserfolg und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften. Gleichzeitig nehmen Cyber-Bedrohungen, Datenschutzverletzungen und interne Sicherheitsvorfälle rasant zu. Die Angriffsfläche wächst, da immer mehr Systeme, Geräte und Menschen miteinander vernetzt sind.
Informationssicherheit ist heute keine optionale Maßnahme mehr, sondern eine betriebliche Notwendigkeit. Sie hat sich daher zu einem zentralen Bestandteil moderner Unternehmensführung entwickelt. Dabei geht es nicht nur um den Schutz vor Hackern oder technischen Störungen, sondern auch um die systematische Steuerung von Risiken, die mit der Verarbeitung und Speicherung von Informationen einhergehen. Im Folgenden stellen wir die wichtigsten Schutzziele der Informationssicherheit vor, erklären, welche die obersten Schutzziele laut ISO 27000 sind, und zeigen praxisnahe Wege zur Umsetzung auf.
Grundlegende Schutzziele der Informationssicherheit
Die drei primären Schutzziele – Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit – gelten als Fundament der Informationssicherheit. Sie sind unabhängig von Branche oder Unternehmensgröße gültig und bilden die Basis jeder Sicherheitsstrategie.
Vertraulichkeit
Vertraulichkeit bedeutet, dass Informationen nur denjenigen zugänglich sind, die berechtigt sind, sie einzusehen oder zu bearbeiten. Ziel ist es, den unbefugten Zugriff auf sensible Daten zu verhindern. Insbesondere in datenschutzsensiblen Bereichen wie dem Gesundheitswesen, der Finanzbranche oder bei juristischen Dienstleistungen ist Vertraulichkeit ein nicht verhandelbarer Grundsatz.
In der Praxis wird dieses Ziel beispielsweise durch Zugriffskontrollen erreicht, die verhindern, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter außerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs auf bestimmte Daten zugreifen können. Auch Verschlüsselungsverfahren, Sicherheitsrichtlinien und technische Schutzmechanismen wie Firewalls tragen zur Wahrung der Vertraulichkeit bei. KI-basierte Endpunktsicherheitslösungen wie N‑able EDR helfen dabei, proaktiv Bedrohungen zu erkennen, bevor sie zu Sicherheitsvorfällen führen. Ein Beispiel: Die Patientenakte in einem Krankenhaus darf nur von medizinischem Personal eingesehen werden, das an der Behandlung beteiligt ist. Ohne technische und organisatorische Maßnahmen ließe sich diese Regelung nicht zuverlässig umsetzen.
Integrität
Das zweite Schutzziel der Informationssicherheit ist die Integrität. Sie stellt sicher, dass Informationen richtig, vollständig und unverändert sind. Jede Änderung von Daten – ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt – muss nachvollziehbar und autorisiert sein.
Der Verlust der Integrität kann schwerwiegende Folgen haben. Man denke nur an die fehlerhafte Übermittlung von Zahlungsinformationen bei einer Online-Transaktion oder an manipulierte Logistikdaten, die dazu führen, dass Produkte nicht rechtzeitig ausgeliefert werden. Um die Integrität zu gewährleisten, werden beispielsweise digitale Signaturen, Prüfsummen oder die automatische Protokollierung von Änderungen eingesetzt. So kann nachvollzogen werden, wann, von wem und wie eine Information verändert wurde.
Verfügbarkeit
Verfügbarkeit bedeutet, dass Informationen und IT-Systeme jederzeit zuverlässig genutzt werden können – insbesondere dann, wenn sie benötigt werden. Ein Informationssystem, das zwar sicher, aber nicht verfügbar ist, verliert seinen praktischen Nutzen. Verfügbarkeit bezieht sich nicht nur auf Server und Netzwerke, sondern auch auf Prozesse und organisatorische Abläufe.
Ein typisches Beispiel ist der Webshop eines E-Commerce-Unternehmens, der rund um die Uhr erreichbar sein muss. Kommt es zu einem Ausfall – etwa durch einen Cyberangriff oder einen Stromausfall – können Umsätze verloren gehen, Kundenbeziehungen leiden und im schlimmsten Fall rechtliche Verpflichtungen verletzt werden. Um dies zu verhindern, setzen Unternehmen auf Maßnahmen wie Redundanz, regelmäßige Backups, Notfallpläne und unterbrechungsfreie Stromversorgung. Auch ein gut aufgestelltes IT-Service-Management mitsamt Cloud-first Backup- und Notfallwiederherstellungssystem trägt entscheidend zur Aufrechterhaltung der Verfügbarkeit bei.
Erweiterte Schutzziele
Neben den drei grundlegenden Zielen gibt es weitere, sogenannte erweiterte Schutzziele der Informationssicherheit, die in der Praxis immer wichtiger werden. Dazu zählen insbesondere Authentizität und Verbindlichkeit.
Authentizität
Authentizität stellt sicher, dass sowohl die Identität von Kommunikationspartnern als auch die Herkunft von Informationen zweifelsfrei überprüft werden können. In einer digitalen Welt, in der Phishing, Identitätsdiebstahl und Social Engineering alltägliche Bedrohungen darstellen, ist dieses Ziel von zentraler Bedeutung.
Ein konkretes Beispiel für die Umsetzung von Authentizität ist die Zwei-Faktor-Authentifizierung beim Login in ein Unternehmensnetzwerk. Nur wenn sowohl Passwort als auch ein zusätzlicher Sicherheitscode korrekt eingegeben werden, wird der Zugriff gewährt. Dies reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass Unbefugte Zugang erhalten, erheblich. Auch digitale Zertifikate und elektronische Signaturen dienen dem Nachweis, dass eine Information tatsächlich von der behaupteten Quelle stammt.
Verbindlichkeit
Verbindlichkeit – oft auch als „Nichtabstreitbarkeit“ bezeichnet – bedeutet, dass Handlungen und Äußerungen im digitalen Raum zweifelsfrei einer bestimmten Person oder Organisation zugeordnet werden können. Damit soll sichergestellt werden, dass niemand im Nachhinein abstreiten kann, bestimmte Informationen übermittelt oder Handlungen vorgenommen zu haben.
Dieses Schutzziel ist vor allem im rechtlichen und geschäftlichen Umfeld unerlässlich. Wird beispielsweise ein digitaler Vertrag geschlossen, muss eindeutig nachvollziehbar sein, wer ihn wann unterschrieben hat. Digitale Signaturen, Protokollierungsmechanismen und Zeitstempel helfen dabei, die Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten. Auch bei internen Prozessen, wie der Freigabe von Rechnungen oder der Änderung von Konfigurationsdateien, spielt die Verbindlichkeit eine zentrale Rolle.
Umsetzung der Schutzziele in der Praxis
Das Verständnis für die Schutzziele der Informationssicherheit ist der erste Schritt – ihre konsequente Umsetzung in der Organisation ist jedoch die eigentliche Herausforderung. Dabei sind drei Elemente besonders entscheidend: Risikobewertung, Maßnahmenplanung und kontinuierliche Überwachung.
Risikobewertung
Am Anfang jeder Sicherheitsstrategie steht eine fundierte Risikobewertung. Unternehmen müssen sich die Frage stellen, welche Informationen besonders schützenswert sind und welchen Risiken sie ausgesetzt sind. Dabei werden sowohl externe Bedrohungen – wie Cyberangriffe, Naturkatastrophen oder Industriespionage – als auch interne Risiken – etwa menschliches Versagen oder technische Fehler – betrachtet.
Typische Schritte:
- Asset-Identifikation: Welche Informationen und Systeme sind besonders schützenswert?
- Bedrohungsanalyse: Welche Gefahren bestehen? (z. B. Malware, Phishing, Naturkatastrophen, menschliche Fehler)
- Risikoabschätzung: Wie hoch ist die Eintrittswahrscheinlichkeit und wie gravierend wären die Auswirkungen?
Ein Unternehmen, das sensible Kundendaten verarbeitet, muss beispielsweise bewerten, was passieren würde, wenn diese Daten durch ein Leck an die Öffentlichkeit geraten. Welche finanziellen und rechtlichen Folgen wären zu erwarten? Welche Auswirkungen hätte dies auf das Vertrauen der Kunden? Auf Basis solcher Szenarien wird ein Schutzbedarf festgelegt und die Relevanz der einzelnen Schutzziele für jedes Informations-Asset bewertet.
Maßnahmenplanung
An die Risikoanalyse schließt sich die Entwicklung konkreter Maßnahmen zur Sicherstellung der Schutzziele an. Dabei sind technische, organisatorische und personelle Faktoren zu berücksichtigen. Technisch können beispielsweise Firewalls, Intrusion-Detection-Systeme, Verschlüsselungstechnologien oder Backup-Lösungen implementiert werden. Auf organisatorischer Ebene sind Sicherheitsrichtlinien, Rollen- und Rechtemanagement sowie Schulungsprogramme von Bedeutung.
Beispiele für Maßnahmen:
- Einführung von Sicherheitsrichtlinien und -leitlinien
- Aufbau eines Information Security Management Systems (ISMS)
- Verschlüsselung sensibler Daten
- Schulungen zur Sensibilisierung der Mitarbeitenden
- Regelmäßige Penetrationstests und Sicherheitsüberprüfungen
Ein besonders wirkungsvoller und strukturierter Weg, um die Schutzziele der Informationssicherheit dauerhaft zu gewährleisten, ist die Einführung eines Informationssicherheits-Managementsystems (ISMS). Ein ISMS ist ein systematischer Rahmen, der Prozesse, Regeln, Verantwortlichkeiten und Maßnahmen umfasst, um die Informationssicherheit innerhalb einer Organisation nachhaltig zu steuern und zu verbessern. Die internationale Norm ISO 27001 beschreibt dabei die Anforderungen an ein solches Managementsystem und gilt weltweit als anerkannter Standard.
Im Kern geht es darum, Risiken für vertrauliche oder geschäftskritische Informationen frühzeitig zu erkennen und durch geeignete Maßnahmen zu minimieren. Ein ISMS stellt sicher, dass Schutzmaßnahmen nicht nur punktuell umgesetzt, sondern langfristig dokumentiert, überprüft und optimiert werden. Dazu gehört, dass Sicherheitsprozesse regelmäßig überprüft, angepasst und weiterentwickelt werden – zum Beispiel bei neuen Bedrohungen oder geänderten gesetzlichen Anforderungen.
Ein zentrales Element eines erfolgreichen ISMS ist die Einbindung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Denn Informationssicherheit betrifft nicht nur die IT-Abteilung, sondern das gesamte Unternehmen. Nur wenn alle Mitarbeitenden verstehen, wo Gefahren lauern und wie sie richtig reagieren, kann ein hohes Sicherheitsniveau erreicht werden. Regelmässige Schulungen, klare Richtlinien und ein gelebtes Sicherheitsbewusstsein sind deshalb ebenso wichtig wie technische Schutzmassnahmen.
Überwachung und Anpassung
Informationssicherheit ist kein statischer Zustand, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Neue Bedrohungen, technologische Veränderungen oder veränderte gesetzliche Anforderungen machen es notwendig, bestehende Sicherheitsmaßnahmen regelmäßig zu überprüfen und bei Bedarf anzupassen. Hierzu gehören regelmäßige Audits, Penetrationstests, interne Reviews sowie die Analyse von Sicherheitsvorfällen. Eine skalierbare RMM Software hilft dabei, IT-Systeme proaktiv zu überwachen, Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und notwendige Anpassungen automatisiert vorzunehmen. Nur durch eine systematische Überwachung kann sichergestellt werden, dass die einmal eingeführten Maßnahmen auch langfristig wirksam bleiben.
Ein gutes Sicherheitskonzept erkennt Schwachstellen frühzeitig und kann flexibel auf neue Herausforderungen reagieren – sei es durch die Anpassung von Zugriffsrechten, die Behebung von Sicherheitslücken oder die Einführung zusätzlicher Schutzmechanismen.
Fazit
Die Schutzziele der Informationssicherheit sind weit mehr als abstrakte Konzepte – sie sind der praktische Leitfaden für den Schutz sensibler Informationen in einer komplexen digitalen Welt. Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit bilden dabei die Basis, während Authentizität und Verbindlichkeit zunehmend an Bedeutung gewinnen. Gemeinsam ermöglichen sie ein umfassendes Verständnis dafür, was Informationssicherheit leisten muss. Nur wer diese Ziele kennt, sie im eigenen Unternehmen konsequent umsetzt und regelmäßig überprüft, kann den wachsenden Anforderungen an die Informationssicherheit gerecht werden. Die internationale Normenreihe ISO 27000 bietet hierfür eine wertvolle Orientierung und strukturelle Hilfestellung.
Unternehmen sind gut beraten, ihre Informationssicherheit nicht als einmalige Maßnahme, sondern als dauerhafte Aufgabe zu verstehen – strategisch verankert, ganzheitlich gedacht und von der Unternehmensführung bis zur operativen Ebene gelebt. Denn nur so lässt sich das wichtigste Kapital des digitalen Zeitalters schützen: Informationen.
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